Während
wir auf einem Konzert meist nur die Menschen sehen, die unmittelbar auf der
Bühne stehen, soll an dieser Stelle einer Gruppe von Beteiligten Aufmerksam
geschenkt werden, ohne die eine solche Tournee nicht stattfinden könnte: den
Bühnenbauern!
Besonders
zu Beginn der Tour bekamen wir mit, mit welch physischem und psychischem
Kraftaufwand der ständige Bühnenauf- und -abbau verbunden ist.
Denn
die erste Phase ist die härteste, da anfangs noch nicht alle Zahnräder blind
zusammenlaufen. Jede Minute, die das Team länger braucht, bekommt es von der
Schlafenszeit abgezogen. Ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit!
Die
Bühnencrew hat genau zwei Phasen, in denen sie effektiv schlafen kann: während
der Show und im Nightliner auf dem Weg zur nächsten Konzertstätte.
Denn
ein Tag des Bühnenbauers beginnt in den frühen Morgenstunden. Um spätestens 7
Uhr wird die Crew in der Halle erwartet und muss mit dem Aufbau der 14m hohen,
26m breiten und 16,5m tiefen Bühne beginnen. Dafür benötigen rund 40 Menschen
etwa acht Stunden. Dabei werden 35 Tonnen Stahl und 31km Kabel verbaut.
Allein
die 7m hohen Damen (Teufel/Engel) wiegen je
400kg.
Suchbild: Wohin gehört dieses schöne Bein?
Wenn die Show
-für gewöhnlich gegen 22h- beendet ist, macht sich die Crew sofort an den
Abbau, der mit ca 5 Stunden etwas schneller verläuft als der Aufbau. Insgesamt
150 Tonnen Material wollen in die acht Trucks verstaut werden.
Dabei
werden ein Truck für
die Traversen und das Zubehör, zwei für das Licht und der Rest für das Set,
also die Bühne selbst, gebraucht.
Übrigens:
einer von den 60 großen Strahlern (rechts unten), die für die nötige Lichtshow
sorgen, kostet 15000€!
Links
unten: eine der unzähligen Traversen
Es
kommt vor, dass aufgrund des erhöhten Adrenalin-Ausstoßes durch die körperliche
Anstrengung erstmal nicht an Schlaf zu denken ist. Man muss den Körper zunächst
etwas herunterfahren und entspannen.
Die
Nächte, die in den Nightlinern verbracht werden, sind kurz. In den
Doppeldeckern wird oben in kleinen Betten geschlafen; unten gibt es eine Lounge
zum relaxen und fernsehen. Nicht immer ist die kurze Nachtruhe garantiert: mal
sind es Gedanken, mal Schnarchnasen.
Wie mir jedoch versichert wurde, verhält es sich dabei wie
mit dem Bundeswehr-Spruch: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur
schlechte Kleidung. Demnach gibt es nur schlechte Ohrstöpsel!
Dann
heißt es: gute Nacht. Zumindest bis der Bus die neue Konzert-Location erreicht
hat.
Vor
Ort geht alles wieder von vorne los...
Die
erste Phase der Tour ist immer am härtesten. Hinzu kommt das erhöhte
Verletzungsrisiko -gerade zu Beginn der Tour- aufgrund von Unkonzentriertheit
durch Schlafmangel und noch nicht perfektionierte Abläufe.
Inzwischen
sind jedoch alle Abläufe optimiert. Der Auf- und Abbau nimmt immer weniger Zeit
in Anspruch, sodass sich die Ruhephasen verlängern.
Dennoch
ist und bleibt diese Arbeit ein höchst anzuerkennender Knochenjob! Respekt!
Wie
man diese Tor-T(o)ur durchhält? Mit ganz viel Koffein, Tigerbalsam und der
Gewissheit, dass alles irgendwann vorbei ist.
Eine
solche logistische Meisterleistung kann nur stattfinden, weil ein Großteil der
Crew schon seit vielen Jahren zusammen
arbeitet. So ist ein festes, eingeschworenes Team entstanden, in dem man sich
auch mal anbrüllen kann, um später gemeinsam ein Bier zu trinken.
Denn
morgen schon geht es weiter. Eine neue Stadt, eine andere Halle.